DIE MAUERN DER FREIHEIT widmet sich Sinnfragen, die uns alle umtreiben – an Orten, die uns fremd und unzugänglich scheinen.
Unsere mehrteilige Serie wirft einen Blick hinter die Mauern von sechs österreichischen und bayerischen Klöstern. Hinter diesen jahrhundertealten Mauern findet ganz konkretes Leben im Hier und Jetzt statt. Klöster sind Laboratorien für Menschlichkeit, für das Aushandeln von Möglichkeiten des Zusammenlebens. Wenn es im Kloster nicht funktioniert, wo dann in dieser Welt?
Der Heilige Florian ist sicher einer der bekanntesten Schutzpatrone: Feuerwehr, Polizei und andere Einsatzkräfte berufen sich auf ihn. Weniger bekannt sind seine Herkunft und der Orden, der sein Erbe in die Zukunft trägt: die Augustiner Chorherren bei Linz. Im Bruckner-Jahr 2024 stehen sie einmal mehr im Mittelpunkt, denn in der Gruft unter der Orgel liegt der österreichische Komponist begraben. Das Stift ist aber auch die Heimat der weltberühmten Florianer Sängerknaben. Sie tragen die musikalische Tradition weiter und müssen sich im Gegensatz zu den Chorherren keine Sorgen um Nachwuchs machen.
Das wohl bekannteste Gesicht ist Anton Bruckner, der selbst Sängerknabe im Stift war, und vor 200 Jahren geboren wurde. Als er hier zum Organisten ausgebildet wurde, gab es nur drei weitere Sängerknaben – ein Zeichen für das Auf und Ab der Geschichte des Stifts. Heute kommen jährlich Tausende, um sein Grab zu sehen und „seine“ Orgel zu hören. Chorherr Klaus Sonnleitner ist als Stiftsorganist sozusagen Bruckners Nachfolger, und erzählt in dieser Dokumentation von seiner Beziehung zu Österreichs großem Orgelkünstler.
Das zweite bekannte Gesicht ist der Heilige Florian, ein Christ, der im 4. Jahrhundert seinen Glauben auch während der Christenverfolgungen nicht verleugnete und deshalb den Märtyrertod sterben musste. Seine Gebeine befinden sich mittlerweile in Krakau, doch ursprünglich wurde er in St. Florian begraben. Sein solidarisches Verhalten ist Vorbild für viele, so sieht es Propst Holzinger, der „Chef“ der Augustiner Chorherren. Der Sohn eines Schneidermeisters kennt die Gemeinschaft seit langem, schließlich gab er in seiner Jugend bereits Führungen durchs Stift. Die Begegnung mit dem Ort und den Mitbrüdern faszinierte den jungen Mann. Bis heute führt er zu besonderen Gelegenheiten Besuchergruppen durch das Kloster, genau wie Margret Zachbauer, die als offizielle Kulturvermittlerin alles dafür tut, die wechselvolle Geschichte spannungsreich und humorvoll an die vielen Touristen weiterzugeben.
Dies treibt auch Harald Ehrl um. Er ist als Kustos für die Sammlungen des Stifts verantwortlich und damit Herr über die verschiedenen und unterschiedlichen Dinge, die sich im Laufe der Jahrhunderte angesammelt haben. Ein barockes Kloster ist ein Abbild der Welt im Kleinen, in der sich Gottes Schöpfung wiederspiegelt: dies zu vermitteln, und deshalb die Schätze der Sammlungen zu sichten, ordnen und zukunftsfit zu machen, ist Ehrls Anliegen. Die Dokumentation zeigt in seltener Nähe, wie der Alltag eines „Kunstwächters“ aussieht.
Überhaupt kommt der Film all seinen Protagonisten sehr nah. Manfred Krautsieder ist der jüngste der Chorherren, der nach abgeschlossener Elektrikerausbildung und Lehr- und Wanderjahren sich dazu entschließt, als Priester in den Orden einzutreten. Der Film begleitet ihn zu einer Trauer- und Gedenkveranstaltung, mit ihm und den anderen Chorherren erleben wir das Chorgebet und Mittagessen. Dort lernen wir auch den Stiftsdechant Werner Grad kennen, der als Hobbygärtner und Rosenzüchter bei aller Kritik an der offiziellen Kirche doch nicht den Glauben daran verloren hat, dass die Botschaft Jesu Christi auch heute für die Menschen wichtig ist. Denn darum geht es im Kern der Klosterbrüder: in der Nachfolge Jesu zu leben, Glauben – und Kultur! – weiterzutragen und dabei authentisch zu bleiben.